Vorsorge und Absicherung

Zwischen Wagnis und Chance

Von Karl-Heinz Möller · 2020

Risiken auszublenden, ist erfahrungsgemäß nicht sinnvoll. Mit systematischer Vorgehensweise lassen sich Gefahren eingrenzen und Entscheidungen zu ihrer Vermeidung zielgenau treffen, ohne dabei auf Chancen zu verzichten. Dinge positiv beeinflussen, sollte die oberste Prämisse sein. Als Projektion hat die Corona-Pandemie in vielen Lebensbereichen gezeigt, wie elementar Maßnahmen zur allgemeinen Vor- und Fürsorge sind.

Schachfigur König, die vorm Fall geschützt wird.
Foto: iStock/ Jirapong Manustrong

Nachdem der initiale Covid-19-Ausnahmezustand überwunden und in manchen Lebenssituationen etwas wie eine Normalität eingetreten ist, befassen sich Menschen und Organisationen mit den Konsequenzen. 

Im Umfeld von Unternehmen ist der geplante Umgang mit betrieblichen Ereignissen Teil des Risikomanagements. Systematisch erfasst, werden grundsätzlich alle Arten von Risiken, die in einem Unternehmen Planabweichungen auslösen können. Beispiele sind strategische Risiken, Marktrisiken, Ausfallrisiken sowie Compliance-Risiken.

Aus der Krise gestärkt hervorgehen 

Desaster bieten oft die große Chance, wieder gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Erfahrungen im Umgang mit Covid-19 lösen oft Entscheidungen aus, welche die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens bei zukünftigen Krisen verbessern. Mit Managementsystemen und Analysen werden die operativen Geschäftsprozesse darauf ausgerichtet, auch in der Krise den Geschäftsbetrieb beizubehalten. Ereignisse der Vergangenheit finden Niederschlag in Konzepten wie „Enterprise Resilience“. Sie umfassen gezielte Maßnahmen zur Agilität, Strategie-Stress-tests, die Integration von Steuerungsinstrumenten und etwa die Umsetzung eines notwendigen Kulturwandels.

Die Politiker hierzulande haben einiges versucht, um Unternehmen in diesen Zeiten zu unterstützen. Nicht überall ist dies gelungen. Vor allem die Gruppe der Soloselbstständigen (Künstler, Programmierer, Handwerker) fühlt sich vernachlässigt. Für die mehr als zwei Millionen Solisten hat die Bundesregierung bereits im Rahmen des Hartz-IV-Systems die Grenze des „Schonvermögens“ erhöht. Kritik der Antragsteller wird immer lauter. Wer nur die Grundsicherung erhalte, könne seinen Beruf weder angemessen ausüben noch das Existenzminimum sichern. Zu kompliziert sei die Antragstellung und die Mühlen der Bürokratie mahlten ewig langsam.

Unternehmensberater erfahren zunehmend, dass Gesundheit und Wohlbefinden auf vielen Prioritätenlisten weit oben stehen. Aus der persönlichen Situation wachse die Chance, die mentale und körperliche Verfassung der Mitarbeiter zur Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit und Produktivität weiterzuverfolgen. Organisationen, die Well-being und Engagement ihrer Mitarbeiter als Erfolgsfaktor betrachten, könnten sich auch in Restrukturierungssituationen als wertvoller Arbeitgeber positionieren.

Arbeitsfähigkeit nachhaltig absichern

Von Geburt an werden Finanz-entscheidungen für Menschen getroffen, die sie ein Leben lang begleiten. Vom ersten Girokonto oder Handyvertrag über die wichtigen Versicherungen bis zu den großen Weichenstellungen im Leben, wie etwa dem Kauf einer Immobilie oder der Vorsorge fürs Alter.

Längst nicht alles, was ange-boten wird, ist für den Privat-bereich ernsthaft notwendig. Versicherungen für die drei elementarsten Dinge des Lebens werden allerdings dringend empfohlen: Schutz des eigenen Vermögens, soweit Schäden von Dritten zu begleichen sind, Pflege der eigenen Arbeitskraft als wesentliche Einnahmequelle und die Versorgung der Familie. Die Verbraucherzentrale stuft diese drei Bereiche als unabdingbar ein. Zur obligatorischen Kranken-versicherung werden dazu eine private Haftpflichtversicherung, die Berufsunfähigkeits-versicherung (BU) und eine Risikoabsicherung im Todesfall genannt.

Quelle: IfD Allensbach, 2020

Vorsorge und Absicherung rückt immer mehr in den Fokus 

Wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Vorsorge auch fern von Krisenzeiten auseinanderzusetzen, zeigt die aktuell prekäre Situation. Kurzarbeit und Jobverluste drücken auf die Rentenbeiträge, die hohen Schwankungen an den Finanzmärkten belasten kapitalgedeckte Vorsorgesysteme.

Knapp ein Drittel der Deutschen geht davon aus, dass ihre Alters-vorsorge durch die Pandemie und deren wirtschaftlichen Langzeit-folgen in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Das zeigt eine Umfrage der Marktforscher von YouGov. Ein Viertel der Befragten ist noch unsicher, wie sich die aktuelle Lage auf ihre Altersvorsorge auswirkt. Nicht überraschend zeigten sich zudem junge Menschen weniger besorgt als Befragte, die kurz vor der Rente stehen.

Das Coronavirus beeinflusst die Weltkonjunktur. Unternehmen bangen um ihre Existenz, Arbeitnehmer um ihre Jobs. Milliarden-schwere Hilfspakete wurden bereits weltweit von Regierungen und Notenbanken auf den Weg gebracht, um die nicht abschätzbaren Folgen der Coronavirus-Pandemie abzufedern. Insbesondere der Kapitalmarkt ist von starken Auf- und Abschlägen gezeichnet. In einer Zeit, in der die Corona-Krise alles auf den Kopf zu stellen scheint, heißt es für Anleger in ganz besonderem Maße kühlen Kopf zu bewahren. 

Beschäftigte, die von zu Hause arbeiten können, sind sehr willkommen. Auf diese Weise werden unter Corona-Bedingungen Anforderungen der Arbeitgeber erfüllt und familiäre Bedürfnisse befriedigt. Nach einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO geben knapp 70 Prozent der befragten Unternehmen an, dass ihre Mitarbeiter in der Corona-Phase komplett oder größtenteils im Homeoffice arbeiten. Es ist davon auszugehen, dass künftig flexibler mit dem Arbeitsort und der Arbeitszeit umgegangen wird. Voraussetzung ist ein digital optimal abgesicherter Standort. 

Glücklich dürfen sich Beschäftigte schätzen, die über Wohneigentum verfügen. Sie profitieren in der Regel von der eigenen Gestaltung ihres privaten Umfeldes und verfügen über eine Immobilie, die einen guten finanziellen Rückhalt bietet. Laut Marktbericht der Engel & Völkers AG steigt für Eigentumswohnungen die Nachfrage trotz steigender Preise. Wer im Jahr 2015 eine Neubau-wohnung in den deutschen Top-7-Städten gekauft hat, musste im Durchschnitt 58 Prozent weniger Kapital als im ersten Halbjahr 2020 aufwenden.

Während das Virus herumschwirrt, steigt offensichtlich die Sehnsucht nach Stabilität, realen greifbaren Dingen. Aber auch nach Freiheit und Gestaltungsspielraum und weg vom virologischen Imperativ „Alle Menschen gehören isoliert, damit sich niemand mehr anstecken kann“. Philosoph und Ethik-Professor Julian Nida-Rümelin sagt: „Dieser Imperativ lässt viele alternative Gebote und Nebenwirkungen außer Acht.“ Der Stresstest sei auch ein Stresstest für die Demokratie. Wie ernst wir die öffentliche Kultur des Miteinanderumgehens nehmen, könnte eine Absicherung und Weichenstellung sein für die Zeit nach Corona. Weniger Lockdown, mehr Diskurs, ist möglicherweise eine Devise, das Infektions-geschehen in einer moderaten Form zu beherrschen.

Quellen:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Die Deutschen Versicherer​
Deutsche Presseagentur​

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